Sie möchten mehr über die Unterschiede in der deutschen und finnischen Geschäftskultur erfahren? Dann ist dieser Blog-Text genau der richtige für Sie. Unsere AHK-Kollegin Mikaela Jaanti hat viele Jahre Erfahrung im deutschen-finnischen Geschäftsleben, berät Unternehmen mit internationalen Teams und bietet Business Culture Trainings für verschiedene Gruppen an. „Mit Zeit unterschiedlich umzugehen, kann zu Missverständnissen“, schreibt sie in ihrem Blog. Lesen Sie hier den ganzen Text.
(Foto: Dylan Ferreira_Unsplash & shironosov)
Von Mikaela Jaanti
Schnelles und lösungsorientiertes Startup-Denken ist für finnische Unternehmen selbstverständlich. Ein traditionelles deutsches Unternehmen ist oft vorsichtiger und versucht, die Zukunft durch Kontrolle zu beeinflussen. Mit Zeit unterschiedlich umzugehen, kann zu Missverständnissen führen und das Wachstum eines Unternehmens mit internationalen Mitarbeitern bremsen – es sei denn, man macht sich die Unterschiede bewusst.
Neusten Schätzungen zufolge sind knapp 94 % aller 3,6 Mio. Unternehmen in Deutschland Familienunternehmen, häufig mit langer Tradition. In Finnland sind etwa 70 % der Unternehmen Familienunternehmen, nur ein Drittel wird von einer Generation auf die nächste übertragen. Das Durchschnittsalter deutscher Familienunternehmen liegt bei 110 Jahren, in Finnland bei unter 30.
In Finnland schätzt man Flexibilität
In manchen Aspekten haben Finnen und Deutsche eine ähnliche Einstellung zum Faktor Zeit, z. B. in punkto Pünktlichkeit. Jedoch wird Zukunftsplanung unterschiedlich betrieben: Deutsche Unternehmen denken in viel längeren Zeitfenstern. Finnische Firmen agieren dagegen reaktiver und spontaner. Für deutsche Familienunternehmen geht es häufig eher um stabiles Wachstum als um schnelle Gewinne.
Diese Unterschiede beeinflussen die Entscheidungsfindung. Während Finnen sich eher auf neue Chancen konzentrieren und sensibler für Innovationen und Neues sind, treten Deutsche möglicherweise auf die Bremse. In Finnland werden Entscheidungen viel schneller getroffen und man geht davon aus, dass Flexibilität der beste Weg ist, sich auf eine ungewisse Zukunft vorzubereiten – und nicht unbedingt die Minimierung von Risiken.
In Finnland gilt „kurz und knapp”
Ein unterschiedliches Zeitempfinden zeigt sich auch in der Besprechungskultur: Ein deutscher Partner mag ein finnisches Unternehmen als unprofessionell empfinden, wenn es vor einem wichtigen Meeting seine Hausaufgaben nicht gemacht hat und mit einer kurzen Folien-Präsentation mit fünf Bullet-Points zum Meeting kommt. Ein Deutscher kann sich viele Monate im Voraus auf ein wichtiges Meeting vorbereiten und Präsentationen mit Dutzenden von Folien halten. Hinzu kommt, dass in Finnland Treffen spontaner und kurzfristiger vereinbart werden, was dann oft schnellere Reaktionsfähigkeit von Deutschen erfordert.
Weitere Unterschiede werden z. B. bei Projektarbeit sichtbar. In Finnland ist es nicht üblich, über den Projektfortschritt in enger Taktung zu berichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Projekt aus dem Zeitplan gerät. Der Weg zum Ziel ist in beiden Ländern eben ein anderer. Um in Finnland erfolgreich zu sein, brauchen Sie Flexibilität, schnelle Entscheidungsfähigkeit und Vertrauen. Bei aller kulturellen Ähnlichkeit – unterschätzen Sie nicht die feinen Unterschiede im Geschäftsleben zwischen Finnland und Deutschland.
Wir bieten Schulungen zu den Unterschieden in der finnischen und deutschen Geschäftskultur an. Jede Schulung wird individuell an die Bedürfnisse Ihres Unternehmens angepasst. Ein Training umfasst Themen von der Anfangsphase der Zusammenarbeit bis hin zu Verhandlungen, Projektmanagement, Gesprächskultur und Führung von Teams in einem multikulturellen Umfeld.
Weitere Informationen: Mikaela Jaanti, +358 50 555 5308, mikaela.jaanti@dfhk.fi